1. Station Südtirol
Verdammt! Ich wollte Entspannung, mich erholen, einfach einmal durchatmen. Ich wollte den Alltag zur Seite schubsen, Cocktails statt Schorle schlürfen, tanzen und Sternschnuppen sehen, statt um halb zehn platt wie ein Rochen ins Bett zu kriechen. Ich wollte und will soviel diesen Sommer: drei Wochen, drei Orte, drei Länder und 2890 km.
Drei Wochen Zeit für uns. Kein „müssen“ nur „wollen“, einfach leben und die Füße in den Sand und Pool stecken.
Aber Mama bin ich auch im Urlaub, und irgendwas ist ja bekanntlich immer. Schwimmflügel wollen aufgepustet und Eidechsen gejagt werden, Kühlschränke füllen sich leider auch nicht von alleine, und die Sonnencreme liegt immer da, wo wir gerade nicht sind. Einpacken. Auspacken. Umpacken. Suchen. Finden. Eis essen. Waschen. Trocknen und von vorne. Fuck! Wir haben uns bewusst gegen ein Hotel entschieden. Wir haben unseren eigenen Rhythmus, und der hält sich gerade nicht an Restaurantöffnungszeiten.
2. Station – Toskana
Wir sind in einer wunderbaren Bruchbude aus dem 15. Jahrhundert gelandet. Jede Ecke, jede wacklige Fliese, jeder Teller kann Geschichten erzählen, und der Ausblick entschädigt für viel was nicht da oder marode ist.
Noch liegen 12 Tage vor mir. 12 Tage auf die ich mich das ganze Jahr freue. Um mich herum fiedeln die Zirpen um die Wette, die Sonne und die Wolken rangeln um die besten Plätze am Himmel. Der leichte Sommerwind fegt meine Gedanken durch den Kopf, und ich bin einfach nur müde. Platt. Kaputt gespielt, aufgepasst und gesorgt. Was fehlt, ist dieses Sommerferiengefühl. Dieses „nichts Müssen“. Dieses Kopf in den Wind hängen und sich den ganzen Tag nur Gedanken übers Abendessen machen. Die besten Ochsenherz-Tomaten am Markt aussuchen und den Suggo fünf Stunden köcheln lassen und sich über den Duft freuen, der durchs ganze Haus zieht. Aber statt hausgemachte Tomatensoße gibt’s hier welche aus dem Glas. Muss ja schnell gehen.
Vielleicht ist das so mit zwei kleinen Kindern. Und vielleicht kommen mir meine Ansprüche und Wünsche, wie etwas zu sein hat, wieder in die Quere. Verstehe mich richtig, ich liebe es, zu viert zu sein: das viele Lachen, Quatschmachen, die beste Arschbombe im Pool zu küren, den Kids hinterher zu jagen, die kleinen Hände um meinen Hals zu spüren, einfach eine Familie zu sein – meine kleine Familie.
Und meine Familie ist gerade so wahnsinnig anstrengend. Ich wäre so gern mal wieder allein, um sie alle fünf Minuten später sicherlich wieder zu vermissen. Ich würde so gern eins meiner drei Bücher lesen, die ich geistesabwesend eingepackt habe. Cocktails statt Schorle schlürfen…
Liebes Pflichtbewusstsein,
hiermit schicke ich dich in die Ferien. Lass‘ dir die Sonne auf den Bauch scheinen, und mach‘ einfach mal blau. Ich werde die nächsten Tage Besseres tun, als mir Gedanken über Ordnung zu machen. Ich werde das Chaos aushalten, die Wutattacken des kleinen Mannes durchstehen und vielleicht auch feiern und Entspannung finden.
In diesem Sinne zitiere ich die Neuseeländer:
Es gibt Zeit zum Fischen und Zeit zum Netze-Trocknen!
Liebe Grüße
Eva
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