So gehe ich mit meiner Angst und meinen Sorgen um!

„Deine Laune –  Eva –  ist unterirdisch.“ Der Satz meines Mannes sitzt und leider hat er Recht. Der Februar/März ist gemein zu uns und jeder umgekippte Milchbecher löst ein Schimpf-Erdbeben mittlerer Stufe in mir aus. Kommen am Montag rosa Tulpen, Rosen und Ranunkeln von ihm per Post, raunze ich ihn am Donnerstag an, warum er den Blumenkarton noch nicht in den Papiermüll gebracht hat. Mein Ausrede ist keine Ausrede und einer (oder ich) ist ständig krank. Seit Wochen kämpfen wir mit Mittelohrentzündung, Fieber, Husten, komischen roten Punkten am ganzen Körper, Schnupfen, schlaflosen Nächten und endlosen Tagen. Diese Tage rütteln an mir und meinem müden Kopf. Und der, der trägt gerade viele Gedanken spazieren. Gedanken wie: „Werde ich alt?…Hilfe, ich werde alt!… Genieße ich euch kleine Zwerge genug?…Wie schnell ihr groß werdet…. Was soviel Zucker ist in eingemachter roter Beete? Wieviel Zucker wir essen. Zucker, der Stoff der verantwortlich für Alzheimer sein soll. Werde auch ich wie meine Oma alles vergessen?… Lebe ich genug? Erinnere ich genug? Schreibe ich genug auf, um erinnern zu können? Leben wir genug?… Wie oft du auf der Autobahn unterwegs bist. Pass auf dich auf. Komm wieder. Lass mich nicht alleine…. Ist die Entscheidung noch ein Jahr Elternzeit zu nehmen die Richtige?…Hoffentlich sind die roten Punkte nur Punkte…Schaffe ich das? Genügt mein Wissen, meine Erfahrung meine Kompetenz?“

Party in my head

Je höher meine Belastung, umso lauter werden meine irren Alltagsängste und Nachts können sie durchaus eine kleine Party in meinem Kopf feiern. Ich weiß, „Luxusprobleme“ im Vergleich zu vielem, was da draußen passiert und trotzdem sind sie da und gemeinsam mit der Belastung nagen und beißen sie an mir. Spätestens dann versuche ich mich selber zu coachen. Ich mag nämlich nicht die Familienterroristin sein, vor der alle in Deckung gehen, wenn sie mal wieder geladen durchs Haus marschiert.

Immer schön in Lösungen denken!

Selbstcoaching klingt kompliziert und ist ziemlich einfach. Die einfachste Form: Ich schnapp mit einen Stift und schreibe alles auf, was gerade in meinem Kopf los ist. Aufschreiben hilft meistens, denn die ersten Alltagsängste nehmen reiß aus, sobald ich den Stift auf das Papier setze. Sie fühlen sich wohl im Dunkeln, im Diffusen, im Ungewissen. Auf einem Blatt Papier dagegen, so Auge in Auge und konfrontiert mit der Frage, ob sie berechtigt sind, ob sie nützlich für mich sind, verlieren sie schnell an Kraft und Energie. Das ist das Wichtigste! beim Selbstcoaching: Immer in Lösungen und Möglichkeiten denken. Jammern ist erlaubt und schaue darauf, wie die Lösung sein kann. Es muss im ersten Schritt keine dauerhafte Lösung sein. Wenn du nicht weiter kommst frage deinen Mann, deine Freundin und fragt euch, wie es gelingen könnte. Ein Modell aus der Psychologie kann euch vielleicht helfen strukturiert vorzugehen. Im Grunde sind es vier Fragen, die du der Reihe nach schriftlich beantwortest (Sei dir wichtig und schnapp dir einen Stift- Indianehrenwort- es ist ein Unterschied, wenn du es schriftlich machst).

Bei mir sieht das ganze dann so aus:

  1. Wie äußert sich das Problem? Seit Wochen kranke Kinder, Ich bin selber krank, Haushalt wächst mir über den Kopf, keine Energie, nur noch genervt, viel alleine, Marcus tagsüber unterwegs, Kinder mögen nicht, was ich gekocht habe, zu viel Zeit in der Küche, überall Chaos.
  2. Was steckt dahinter? Überlastung, fehlendes Sozialsystem durch Familie, keine Auszeit für mich, ich koche zu aufwendig, probiere neues aus
  3. Was kann ich tun?
    Essen: Keine Experimente beim Kochen in dieser Zeit mehr, ich mache das was die Kinder zu 100% mögen und wenn es die nächsten Tage immer Nudeln mit Butter und Parmesan gibt, Gerichte auftauen (ich koche öfter vor und habe einen guten Vorrat), Tiefkühlpizza kaufen, Ingwertee kochen
    Schlaf: Die nächsten Nächte schläft Marcus bei den Kindern und ich alleine, damit ich Energie tanken kann
    Überlastung: Oma fragen, ob sie ein paar Tage zu uns kommen kann,
    Wenn die Kids fit sind, meine Freundin fragen, ob die Kinder Nachmittags zum Spielen kommen können
    Haushalt: Chaos aushalten, nur das Nötigste machen, wenn die Kinder schlafen, schlafe ich auch oder lese und mache keine Haushalt
    Seele/ Laune: Wann immer es möglich ist Licht tanken, ein kleiner Spaziergang oder die Stühle auf die Terrasse, eine neue Serie für mich finden, ein gutes Hörbuch, kein oder sehr wenig Social Media (das tut mir nicht immer gut)
    Sonstiges: Freie Zeit für mich planen, Urlaub für uns buchen
  4. Was muss ich beachten? Mich an meine eigenen Regeln halten, Perfektionismus, hinten anstellen, Krankheiten sind Ausnahmen und nicht die Regel, mich selber wichtig nehmen, um Hilfe bitten

Seit zwei Tagen gehen hier alle wieder in den Kindergarten und auch mir geht es wieder besser. Ein weiterer Lichtblick: Wir fahren am Wochenende in die Berge.

Herzliche Grüße

Eva