Wie führt man eigentlich eine glückliche Beziehung?

Glückliche BeziehungIch habe es wieder getan, obwohl ich es nie wieder tun wollte. Nach 12 Jahren ein zweites Mal. Ich trage einen Ehering. Gold. Matt. Schlicht. Er hat noch keine Gravur. Wir haben ihn spät gefunden, und es war keine Zeit mehr. Diesmal habe ich mir fest vorgenommen, passe ich auf ihn und auf uns auf. Daher werde ich heute Abend anfangen, meine Ehe zu retten. Denn wenn ich eines aus meiner Scheidung vor fünf Jahren gelernt habe, dann, dass die Liebe keine Selbstverständlichkeit ist und dass es bestimmte Regeln & Rituale gibt, wie man eine glückliche Beziehung führen kann. Ja, und so unromantisch es klingen mag, Liebe & Partnerschaft hat was mit Arbeit gemeinsam, mit in BE-ZIEHUNG miteinander gehen zu tun. Ich glaube nicht an den Automatismus der ewigen Verliebtheit. Schade, denn auch ich würde so gerne dieses Luftblasenverliebtheitsgefühl in meinem Bauch konservieren, und am liebsten hätte ich jeden Tag eine Dosis davon. Und irgendwie ist es doch klar, dass zwischen schlaflosen-zahnenden-Kinder-Nächten und nicht endenden To-do-Listen und dem bisschen Alltag und Arbeit dieses wunderbare Gefühl einfach schnell verloren gehen kann.

Erich Kästner beschreibt es so treffend in dem sachliche Romanze Gedicht:
„Als sie einander acht Jahre kannten
(& man darf sagen: sie kannten sich gut),
kam ihre Liebe plötzlich abhanden.
Wie andern Leuten ein Stock oder Hut….“ (hier das ganze Gedicht)

Glückliche Beziehung

Muss es denn eine glückliche Beziehung sein?

Bevor ich gleich unser Beziehungsritual vorstelle, frage ich mich, ob der Begriff „glückliche Beziehung“ richtig ist? Kann es nicht auch lebendige Beziehung oder vertrauensvolle Beziehung oder ich-darf-so-sein-wie-ich-bin-Beziehung sein statt einer glücklichen Beziehung? Dieses Wort glückliche Beziehung unterstellt so viel. Was ist Glück? Wie lange kann ich wirklich glücklich sein? Nicht, dass ich das nicht wollte – und am liebsten noch auf Rezept. Für mich ist Glück ein Augenblick, ein winziger Moment, ein Lachen, eine Berührung, eine Entdeckung, hey, aber doch kein Dauerzustand. Daher habe ich mich entschlossen, dass ich eine lebendige Beziehung führen will, und ja, in der ich auch glücklich sein darf und will. Ich mag mich mitteilen dürfen, mich verlassen können, einen Partner haben, der mit mir auf Augenhöhe durch das Leben geht, eine Partnerin sein, die nachfragt, die wissen will, wie es ihm geht, was er braucht, um ein lebendiger Partner, Mann und Papa zu sein, und dass es das nicht auf Dauer for free gibt ist doch klar, oder?
(Vielleicht fragst du dich jetzt, ob das nicht Wortklauberei ist? Nein, definitiv nicht. Sage nicht ich, sondern die moderne Hirnforschung. Diese belegt ganz klar, dass jedes Wort Spuren in unseren Gedanken, Gefühlen und unserem Verhalten hinterlässt. Daher lohnt es sich genau hinzuhören, welche Worte du benutzt. Wer mehr dazu Wissen möchte, dem empfehle ich die Bücher der Psychoanalytikerin Maja Storch)

Ehe retten leicht gemacht – unser Ritual

Unser Beziehungsritual oder meine Idee, wie es klappen könnte: Ein Abend pro Woche gehört uns. Wir nennen ihn: „Wir-Abend“. An diesem Abend verabreden wir uns. Wir tragen ihn fest in den Kalender ein und sorgen so für Verbindlichkeit. Ich spiele die Kinder an diesem Tag platt und jage sie über die Wiesen und Wälder, in der Hoffnung auf zufallende Augen ab 19 Uhr. Was an diesem Abend passiert, überlegen wir im Vorfeld. Zum Beispiel kochen wir zusammen, und in letzter Zeit bestellen wir öfter etwas. Weil es einfacher ist und ich nicht schon wieder in der Küche stehen will. Manchmal besorge ich zum Beispiel mittags Sushi und stelle es kühl. Wir trinken Wein oder Bier. Ich decke den Tisch schön, zünde eine Kerze an, packe die Servietten aus. Wir versuchen, nicht über die Kinder und Organisatorisches zu reden. Das ist echt eine Herausforderung, und mit ein bisschen Übung finden wir wieder unsere Themen.

Drei Fragen, die das Kribbeln zurück bringen

Ein Garant für schöne Stimmung am Tisch sind auch immer die „Weißt-Du-noch“-Fragen. Sie holen den Zauber und das Kribbeln der ersten Tage und Wochen mit der Erinnerung zurück.

Hier meine Top-drei-Fragen:
1. Was war einer meiner ersten Gedanken/Eindrücke, als ich dich das erste Mal gesehen habe?
2. Warum wurde aus uns mehr als eine Affäre?
3. Was war unsere schönste Reise und warum?

Die Küche wird zur Tanzfläche

Manchmal tanzen wir in der Küche, fast immer zu meinen Lieblingsliedern. Manchmal verabreden wir uns auch zum Sex. Das mag jetzt dermaßen unromantisch klingen und im Gegenteil, ich sorge für Romantik, indem ich die Heizung im sonst sibirischen Schlafzimmer anstelle, Kerzen anzünde, Musik aussuche und mich schön mache. An diesem Abend kann und darf vieles sein. Das Wichtigste ist aber, dass es um uns geht. Dass wir uns sehen, wahrnehmen und mitteilen. Dass wir mehr Paar sind und vielleicht für drei Stunden nicht mehr nur Mama und Papa.

Es ist nicht einfach. An manchem geplanten Abend würde ich gern zum Handy greifen, Dinge checken, lesen, Zeit für mich haben wollen oder einfach nur schlafen. Aber ich weiss, die Abende tun uns unheimlich gut. Diese kleinen wir-Inseln. Wir zehren davon, auch wenn die Abende bei weitem nicht perfekt sind, wir doch anfangen, über die Kinder zu reden oder uns Dinge an den Kopf knallen. Letztendlich geht es um das miteinander reden und Zeit füreinander haben. Und das ist es, was ich will.

Wäre das auch was für dich oder euch? Probiert es einfach aus, es gibt nichts zu verlieren! Wenn du noch Inspiration brauchst, schaue hier vorbei.

Eva

4 Kommentare

  1. Liebe Kristin Süd, danke! Langsam lernen wir uns kennen. Ich weiß jetzt (nachdem der Stern Pink ist), dass deine Pinkphase vorbei ist und wußte noch nicht, dass du geschieden bist. Neue Runde- neues Glück. Keep the fire burning!
    Eva

  2. Liebe Eva,

    ich bin durch Zufall auf deinen netten Blog gestoßen. Ich bin auch das zweite Mal verheiratet und habe von Anfang an, trotz mittlerweile drei Kindern, versucht Zeit für uns Beide zu haben. Bei uns ist der Mittwoch- und Freitagabend „Elternzeit“. Die Kinder gehen frühzeitig ins Bett, mittlerweile ist das auch kein Problem mehr, sie verziehen sich freiwillig ins Zimmer. Ich koche uns etwas leckeres und wir nehmen uns richtig Zeit für Essen und Gespräche. Oft sehen wir uns dann auch Fotos an aus Anfangszeiten oder als unsere Kinder noch klein waren. Die Abende sind uns sehr wichtig und dürfen nur in ganz Großen Ausnahmefällen ausfallen.

    LG Andrea

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